Aus der Fülle der Gras- und Krautarten in den Bergwiesen möchten wir hier einige ausgewählte vorstellen. Sie sind besonders charakteristische Vertreter der Grünlandtypen, die im LIFE Projekt wiederhergestellt, verbessert und geschützt werden sollen. Als „Zielarten“ sollten sie sich nach erfolgreichen Entwicklungsmaßnahmen auf den behandelten Flächen wieder eingefunden oder vermehrt haben:

 

 

Einige Zielarten der Bergwiesen (Storchschnabel-Goldhaferwiesen):

Wald-Storchschnabel, Geranium sylvaticum

Eigentlich ist der Name unzutreffend. Denn der Wald- Storchschnabel ist keine Waldpflanze. „Bergwiesen-Storchschnabel“ wäre passend, denn die Staude mit den großen lilafarbenen bis violetten Blüten ist die wohl auffälligste Charakterart der montanen Mähwiesen. Doch würde ein solcher Name wohl zu Verwechslungen führen mit der sehr ähnlichen Schwesterart, dem Wiesen-Storch-schnabel (Geranium pratense), einer in Bergwiesen nur selten auftretenden Flachland-Art.

Auf besser mit Wasser und Nährstoffen versorgten Standorten kann der Wald-Storchschnabel ganze Wiesen in ein kräftiges Violett tauchen. Die Art profitiert davon, wenn eine Wiese ein oder mehrere Jahre nicht genutzt wird. Auf älteren Brachflächen wird sie aber schließlich von konkurrenzkräftigen Gräsern und Stauden verdrängt.

Der Gattungsname Storchschnabel (auch der wissenschaftliche Geranium von griechisch géranos = Kranich) verweist auf die schnabelförmigen Früchte. Durch das plötzliche Aufplatzen des austrocknenden Schnabels werden die Samen verbreitet. Dabei lösen sich einzelne von fünf fadenförmigen Elemente von der Mittelsäule und drehen sich blitzartig nach oben ein. Aus den unten anhängenden Samentaschen werden die Samen bis zu 3 Meter weit katapultiert. Der entleerte Fruchtstand erinnert etwas an einen Kronleuchter.

 

 

Schwarze Teufelskralle, Phyteuma nigrum

Bei den Teufelskrallen bilden zahlreiche Blüten einen ährenförmigen Blütenstand, der - auffälliger als Einzelblüten – wirksam Bestäuber-Insekten anlockt.

Anders als die typischen Vertreter ihrer Familie hat dieses Glockenblumengewächs keine glockenförmigen Blüten. Die krallenartig nach oben gerichteten Blütenröhren bleiben zunächst oben geschlossen und öffnen sich von der Basis her, indem sich die fünf zusammengewachsenen Kronblätter voneinander trennen. Durch die Schlitze bekommen Insekten Zugang zu Nektar und Pollen.
Später wachsen - beginnend bei den unteren Blüten- lange Griffel aus den Blütenröhren heraus. Mit ihren zweizipfligen Narben erinnern sie an gespaltene Schlangenzungen. Insekten, die mitgebrachten Pollen daran abstreifen, bestäuben die Pflanze.

Die Schwarze Teufelskralle mit sehr dunkel lilafarbenen Blüten kommt nur auf Bergwiesen vor und ist damit eine echte Charakterart dieser Pflanzengesellschaft. Daneben findet man auf den Bergwiesen nicht selten auch die weiß blühende Schwesternart, die Ährige Teufelskralle, Phyteuma spicatum. Sie ist auch in lichten Wäldern und bis hinab ins Flachland verbreitet. Auch eine Kreuzung aus beiden Arten (die Hybride Phyteuma x adulterinum) mit graublauen bis hellblauen Blütenähren trifft man auf den Winterberger Bergwiesen an - vor allem bei der Ortschaft Lenneplätze.

 

 

Weichhaariger Pippau, Crepis mollis

Eine wichtige gefährdete Kennart der Bergwiesen im Sauerlands (nicht in der Eifel) ist der Weichhaarige Pippau. Die etwas an Löwenzahn erinnernden Blütenköpfe des gelben Korbblütlers sitzen auf etwa 30 bis 60 cm hohen, mäßig verzweigten, dünnen Stängeln. Nach der Blüte bildet die Pflanze Flugsamen mit auffallend reinweißen „Fallschirmchen“ aus.

Deutschland hat einen bedeutenden Anteil am Gesamtverbreitungsgebiet der Art und trägt deshalb eine große Verantwortung für den Erhalt der gefährdeten Art.


Goldhafer, Trisetum flavesens

Das Gras gibt der wichtigsten Pflanzengesellschaft der Bergwiesen ihren Namen. In den „Goldhaferwiesen“ ist es besonders häufig und dominiert zuweilen den Grasbestand. Es ist aber nicht auf Bergwiesen beschränkt, sondern kommt bis ins Flachland auch in anderen Wiesentypen vor, dort aber vereinzelt und nicht bestandsbildend.

Im Vergleich zum Glatthafer, einem bis 150 cm hohen „Obergras“, ist der Goldhafer mit einer Wuchshöhe von meist unter 80 cm zierlicher. Seine weichen Rispen aus sehr zahlreichen, kleinen, begrannten Ährchen verleihen den im Wind wogenden Bergwiesen oft einen  goldenen Schimmer.