„Mahdgutübertragung: Herausforderungen und Empfehlungen für die Rückbesinnung auf eine gute, alte Methode“
In der Schweiz werden jährlich Hunderte von Hektaren artenreiche Wiesen in der Landwirtschaft und im Verkehrs- und Siedlungsbereich angelegt - fast alle mit Handelssaatgut, das (nur) teilweise Schweizer Ökotypen enthält. Die Erfolge dieser Ansaaten sind, was die Artenzahl und den Begrünungserfolg anbelangt, meist gut und die Anwendung des käuflichen Saatgutes so einfach, dass die Methode Mahdgutübertragung daneben einen schweren Stand hat. Doch das Bewusstsein nimmt zu, dass die Erhaltung der lokalen und regionalen Ökotypenvielfalt ein wesentlicher Aspekt der Biodiversität ist, der von Handelssaatgut ungenügend abgedeckt wird. Die Mahdgutübertragung erfährt deshalb zunehmende Beachtung. Die sich dabei stellenden Herausforderungen und sich ergebende praktische Empfehlungen sind Thema des Beitrags aus der Schweiz.
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„Denkwerkstatt Vision Landwirtschaft: Ein Versuch, an den großen Stellschrauben zu drehen für mehr Artenvielfalt und Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft“
Vor 8 Jahren wurde die Denkwerkstatt Vision Landwirtschaft als Verein gegründet. Sein Ziel war es, eine verhockte Schweizer Agrarpolitik, die jährlich Milliarden an Steuergeldern kostete und praktisch alle politischen Ziele im Bereich Nachhaltigkeit und Multifuktionalität seit Jahren massiv verfehlte, ohne dass dies thematisiert wurde, auf den Radar der Politik und der Öffentlichkeit zu bringen und mit konkreten Vorschlägen eine Neuorientierung einzuleiten. Dank einer soliden fachlichen Arbeit (z.B. Weissbuch Landwirtschaft Schweiz), einer breiten Vernetzung mit zielgerichteten Organisationen und einer erfolgreichen Öffentlichkeits- und Lobbyarbeit ist es gelungen, Reformvorschläge praktisch ohne Abstriche gegen geballten Widerstand von Bauernverband und Agrarindustrie durch's Parlament zu bringen. Mit der Agrarpolitik 2014-17 wurden grundlegende Neuerungen eingeleitet, die auf die Umwelt wesentliche Auswirkungen haben dürften. Doch ob es gelingt, den Reformprozess weiterzuführen, ist offen. Der Vortrag zeigt anhand von Beispielen die Arbeitsweise und Erfahrungen der Denkwerkstatt auf.
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„Wiederherstellung artenreicher Bergwiesen im Landkreis Harz“
- Situation der Bergwiesen im (Ost-)Harz bis 1990 (dramatischer Rückgang von Bergwiesen und Borstgrasrasen)
- Entwicklung ab 1990 durch gemeinsame Anstrengungen des Landkreises und des Landschaftspflegeverbandes Harz
- Situation der Bergwiesen heute
- Vorgehensweise und erfolgreiche Maßnahmen zur Wiederherstellung von Bergwiesen am Beispiel der Pflege der Allerbachwiesen bei Tanne
(Von der Brache zum artenreichen Wiesental - Wiederherstellung von FFH-LRT im Rahmen eines ELER-Projektes, Sicherung eines Standorts der Floh-Segge und anderer bedrohter Pflanzenarten, Auswirkungen auf die Tagfalterfauna)
- Fachtagung vom 25. - 26. Juni 2015, Winterberg-Siedlinghausen
Wertvoller Erfahrungsaustausch zur Grünland-Renaturierung
Auf Einladung des LIFE Projekts Bergwiesen bei Winterberg trafen sich am 25. und 26. Juni mehr als 80 Fachleute aus dem In- und Ausland zu einer Fachtagung zur Wiederherstellung artenreicher Grünland-Lebensräume.
Im seit 2011 laufenden Bergwiesen-Projekt und bereits im LIFE Projekt Medebacher Bucht (2004-2009) gewann die Biologische Station Hochsauerlandkreis viel Praxis-Erfahrung, wie sich aus Fichtenaufforstungen, Weihnachtsbaumkulturen und artenarmem Grünland standorttypische Wiesen, Weiden und Bergheiden wiederherstellen lassen. So konnten Bettina Gräf und Dr. Axel M. Schulte in Vorträgen und bei den Exkursionen am Kreuzberg und bei Altastenberg anschaulich Tücken und Erfolge bei der Durchführung von Mahdgut-Übertragungen und Handsaaten erläutern. Sandra Dullau von der Hochschule Anhalt schilderte wertvolle Erkenntnisse aus der langjährigen praxisnahen Forschung. Über die umfangreiche Gewinnung und Ausbringung gebietseigenen Saatguts in der Schweiz referierte Dr. Andreas Bosshard (Büro Ökologie und Landschaft). Von erfolgreichen Anstrengungen zur Revitalisierung wertvoller Bergwiesen im Ostharz berichteten Sylvia Lehnert und Kerstin Rieche (Landschaftspflegeverband Harz).
Bei bestem Wetter boten die Exkursionen den Teilnehmern aufschlussreiche Eindrücke von Renaturierungsflächen in verschiedenen Stadien ihrer Entwicklung bis hin zur blumenreich wiederhergestellten Bergmähwiese sowie eine Demonstration der Heutrocknung auf Reutern nach historischem Vorbild. Auf großes Interesse stieß die Vorführung eines gerade angelieferten Samenernters (Brush-Harvesters), mit dem die Biologische Station zukünftig autochthones (gebietsheimisches) Saatgut gewinnen will.
Während am ersten Veranstaltungstag praktische Renaturierungsmethoden im Fokus standen, ging man am Freitag der Frage nach, wie wiederhergestellte oder erhaltene Bestände artenreichen Grünlands angesichts der unvermindert fortschreitenden Intensivierung in der Landwirtschaft erhalten werden können. So war der detaillierte Vortrag von Ulrike Thiele vom Landesamt für Natur und Verbraucherschutz NRW (LANUV) Anregung zu einer regen Diskussion über Möglichkeiten und Probleme des Vertragsnaturschutzes. Besonders denkwürdige Anstöße lieferte Dr. Bosshard von der „Denkwerkstatt Vision Landwirtschaft“ aus der Schweiz mit Vorschlägen für einen zielorientierten Einsatz von Direktzahlungen in der Landwirtschaft.
Das attraktiv renovierte Kolpinghaus „Heimatstück“ in Siedlinghausen, dessen neuer Gastwirt ganz auf Gutes aus der Region setzt, bot der zweitätigen Fachtagung einen idealen Rahmen. Bemüht sich doch das LIFE Projekt mit den Bergwiesen bei Winterberg ein wertvolles Stück Heimat für Einheimische und Gäste zu erhalten.